Vertikum
Feingezeichneter Kopfbau als Büro- und Geschäftshaus an der Berliner Allee
  • Ort
    Düsseldorf
  • Objekt
    Neubau eines Büro- und Geschäftshochhauses
  • Verfahren
    1. Preis Qualitätssicherndes Verfahren
  • Bauherrin (LPH 0–4 | 2017–2020)
    Warburg-HIH Invest Real Estate GmbH vertreten durch HIH Real Estate GmbH
  • Bauherrin (ab LPH 5 | 2021–2023)
    Freundlieb Bauunternehmung GmbH & Co. KG/Convalor Projektpartner GmbH
  • Entwurfsverfasser
    Caspar Schmitz-Morkramer
  • Generalunternehmer
    Freundlieb Bauunternehmung GmbH & Co. KG, Dortmund
  • Projektsteuerung
    WITTE Projektmanagement, Düsseldorf (LPH 1–5)
  • TGA
    HTW Ingenieurgesellschaft, Düsseldorf
  • Tragwerksplanung
    AWD Ingenieure, Köln
  • Brandschutz
    Ökotec, Schwalmtal
  • Bauphysik
    DS-Plan, Düsseldorf
  • Verkehrsplanung
    Brenner BERNARD Ingenieure, Köln (LPH 1–5)
  • Lichtplanung
    AG Licht, Bonn
  • Fassade
    Jura Poros, Hofmann Naturstein, Köln
  • Bauzeit
    2022–2023
  • Leistungsphasen
    1–5, 8 Künstlerische Oberleitung
  • Brutto-Grundfläche (oi/ui)
    4.734 m²/542 m²
  • Generalmieter
    SMP Strategy Consulting
  • Fotos
    HGEsch
  • Dieses Projekt stammt aus der gemeinsamen Zeit von meyerschmitzmorkramer.

Nach dem Abriss des Tausendfüßlers, einer zu Beginn der 1960er Jahre gebauten Autohochstraße ist in der dichten Düsseldorfer Innenstadt viel passiert. Öffentlicher Raum wurde wiedergewonnen, neu interpretiert und mit historischen Parkanlagen, prominenten Kulturstätten und populären Einkaufszielen vernetzt. Der unter die Erde verlegte Autoverkehr, hat Platz gemacht für Fußgänger und Radfahrer, die Urbanität hier neu erleben. Wer mit dem Auto von Nord nach Süd durch den Kö-Bogentunnel fährt, taucht an der Johanneskirche wieder auf und ist vielleicht überrascht von der kurzen, plötzlichen Weite des Raumes. Seit 2023 nimmt das Vertikum hier den Platz in der ersten Reihe ein und erzeugt einen kleinen Manhattanmoment, erinnert mit seiner forschen Spitze und der starken Vertikalen an das Flatiron Building (Daniel Hudson Burnham, 1902). Natürlich ist die Höhe hier mit neun Geschossen relativ, Düsseldorf ist nicht Manhattan und will auch nicht vorgeben, etwas anderes als Düsseldorf zu sein. Und genau dafür steht das Vertikum mit großer Präsenz.

Die feine Zeichnung der großen Figur

Beauftragt wurden wir mit Planung und Bau eines Bürogebäudes mit Handelsflächen im Erdgeschoss. Gleichzeitig haben wir Maßnahme als eine minimalinvasive Form der Stadtreparatur betrachtet, denn dem Neubau kommt auf dem trapezförmigen Grundstück am Kopf des Baublocks eine wichtige Vermittlerrolle zu. Das Vertikum bezieht Position durch die klassische Überhöhung der Ecke, doch auch Geometrie und Materialität der Fassade erzeugen ein starkes, klares Bild. Die Gebäudehülle des Stahlbetonskelettbaus verschenkt keinen Raum, sie überzieht das Gebäude vom Gehweg bis zur Attika und rund um die runden Ecken plan, aber nicht ohne Tiefe. Drei Materialien, Jura Poros – ein heller Naturstein, schmale schwarzgraue Aluminiumprofile und Glas, klar als Sonnenschutzglas und vor den Brüstungen im Schwarzgrau der Profile hinterlackiert, genügen in der konsequenten Wiederholung des adaptiven Rasters, um ein Bild mit Präsenz zu erzeugen. Dabei wirkt die steinerne Struktur, die in der Horizontalen auf ein Minimum reduziert wurde, mit ihren handwerklichen Details fein und filigran. Das Vertikum ist klassisch gegliedert: Der Sockel fasst Erdgeschoss und 1. Obergeschoss zusammen und gewinnt durch die doppelte Höhe Gewicht. Gleiches gilt für die Krone aus 7. und 8. Obergeschoss, die sich durch schwungvolles Zurückweichen von der Nachbarbebauung formiert. Ein schöner Mehrwert ist die im geschützten Zwischenraum liegende Dachterrasse.

Vielfalt in Einheit gestaltet

Das Ladenlokal hat einen eigenen Eingang, eine dezent hinterleuchtetes schwarzes Schriftband mit dem Namenszug des Geschäfts ergänzt die Wirkung der umlaufend großen Schaufensterflächen, die selbst starke Signale in den Stadtraum senden. Direkt neben dem Haupteingang mit Aufgang zu den Büroetagen liegt, als freundliches Angebot zum Verzicht auf den eignen PKW, eine Fahrradgarage, eine Umkleide gibt es im Untergeschoss. Im gesamten Haus sind die Flure und Erschließungsflächen einheitlich neutral gestaltet. SMP Strategy Consulting bezog als Generalmieter die Etagen 5 bis 8 des Gebäudes und beauftragte uns für die Entwicklung der Innenarchitektur. Gewünscht war, dass die moderne Arbeitsweise der Beratung, mit der in der Architektur bereits eingeführten Formensprache in einer coolen aber gleichzeitig menschlich-wohnlichen Atmosphäre zum Ausdruck gebracht wird.

„Auf dem nur 550 m² großen Eckgrundstück haben wir gezeigt, wie maximale Stadtreparatur auf minimaler Grundfläche aussehen kann. Unser Entwurf geht zudem angemessen, eigenständig und sensibel auf das benachbarte Justizministerium und die Johanneskirche ein.“

Lars Göpfert

So finden sich auf den jeweils 400 Quadratmetern der Büroetagen Angebote zum zeitgemäßen Arbeiten, die sich, ohne räumliche Zwänge zu erzeugen, in das Ausbauraster einfügen ließen: Allein oder zu zweit im gläsernen Zellenbüro, an großen Workbenches im Open Space, der durch Vorhänge separierbar ist, am Hochtisch mit Blick auf die Berliner Allee, im geschlossene Besprechungsraum, in der Phone Box oder ganz informell in der Teeküche. Mit gerundeten Ecken zitieren die Schreinermöbel aus dunkel gebeizter Eiche die charakteristische Formsprache der Architektur. So wird aus Hochbau, innenräumlicher Gestaltung und sorgsam ausgewähltem Mobiliar ein ganzheitliches Design. Das Herz des Büros ist die große professionell ausgestattete Küche, in der auch Kochevents mit Gästen stattfinden können. Gegessen wird an einer langen Tafel in der Town Hall oder auf der mit Bäumen und Pflanzen grün gestalteten Dachterrasse, aber immer mit der Stadt im Blick.

Projektteam
  • Lars Göpfert
  • Judith Alich
  • Rosella Alvir Grau
  • Beate Bischofberger
  • Ayse Elmas
  • Engin Esen
  • Beate Groß
  • Kai Hesse
  • Ann-Denise Hinse
  • Jan Jermer-Urban
  • Klaus Kirchner
  • Cristina Lagaccia
  • Aleksandra Lewandowska
  • Miriam Nguan
  • Rojek Kacper
  • Kateryna Ryzhkova
  • Maik Skerka