Neuer Garten
Nie mehr Gleichschritt: In die Kaserne ist eine neue Nachbarschaft eingezogen.
  • Ort
    Düsseldorf
  • Objekt
    Umnutzung einer ehemaligen Kaserne zu Wohnungen
  • Bauherrin
    Vivacon AG
  • Entwurfsverfasser
    Caspar Schmitz-Morkramer
  • Planungs- und Bauzeit
    2005–2008
  • Leistungsphasen
    1–5, 8 (künstlerische Oberleitung)
  • Brutto-Grundfläche
    18.000 m²
  • Fotos
    HGEsch
  • Dieses Projekt stammt aus der gemeinsamen Zeit von meyerschmitzmorkramer.

Die Ulanenkaserne im Düsseldorfer Stadtteil Derendorf war Ende des 19. Jahrhunderts das größte Kasernenareal im wilhelminischen Rheinland. Die schmuckvollen Backsteinbauten liegen in einer weitläufigen Parkanlage mit altem Baumbestand, das Ensemble ist denkmalgeschützt. Nach einigen Jahren mit Zwischennutzungen – untere anderem als Polizeipräsidium und -schule – sowie des Leerstandes beauftragte uns die Vivacon AG mit der Sanierung der vier Häuser (Erich-Klausener-Haus, Hans-Groß-Haus, Westfalenhaus und Wirtschaftsgebäude) und ihrer Konversion zu Wohnbauten. Während die ursprüngliche Nutzung als Kaserne das Gelände im Stadtraum isolierte, ist hier mit den 170 neuen Wohnungen in verschiedenen Größen eine lebendige Nachbarschaft entstanden, die harmonisch mit den umliegenden Quartieren zusammenwuchs. Der Neue Garten bildet einen geschützten Binnenbereich, er ist fußläufig offen geplant und bleibt frei von Durchgangsverkehr. Die öffentlichen Grünbereiche mit Bänken und Spielgeräten machen allen Generationen Angebote zum Miteinander, hier kommt man ins Gespräch, hier trifft man sich.

Neue Perspektiven

In enger Abstimmung mit der Denkmalpflege haben wir die historischen Kasernengebäude saniert und die neue Wohnnutzung integriert, ohne das ursprüngliche Bild zu überzeichnen. So galt es hier Altes und Neues sorgsam zu fügen, um in den alten Mauern ebenso charmante wie funktionale Lebensräume zu schaffen. Die neuen vorgehängten Balkone sind ein deutlicher Zugewinn für die Wohnqualität, dezent blenden sich die filigranen Bodenplatten und Geländer in die Ansichten ein. Die Stahlträger der Balkone wurden durch das Mauerwerk eingeschoben und mit den Stahl-Stein-Decken verbunden. Dadurch entsteht der Eindruck von großer Leichtigkeit. Nach Reinigung aller Fassaden haben wir zerstörte oder fehlende Steine und Schmuckelemente aus Abbruchmaterial ergänzt, Fehlstellen in Putz und Mörtel ausgebessert. Alle Fenster wurden erneuert; die Gliederung, Form und Farbgebung entsprechen dem Original. Die Energieeffizienz der Anlage ist auf dem Stand von heute. Die neuen Zugänge auf Balkone und Terrassen sowie in die Privatgärten haben bodentiefe Fenstertüren erhalten. Für kurze und direkte Erschließungswege haben wir Eingänge und Treppenhäuser ergänzt. In den prächtigen historischen Treppenhäusern wurden die ornamentalen Geländer sorgfältig aufgearbeitet und der wertige Sandstein der massiven Stufen in der Untersicht wieder freigelegt. Hier ist die Geschichte nun deutlich lesbar. Die langen und militärisch graden Flure dagegen haben wir zum Lebensraum umgewidmet und sie den Wohnungen zugeschlagen.

Neue Ordnung

Wo es in der Kaserne noch eine strenge Hierarchie gab, haben wir für den Neuen Garten eine bunte Mischung vom 35 Quadratmeter-Studio bis zur 140 Quadratmeter-Familienwohnung geplant. Im Raster des Bestands konnten wir neben klassischen Grundrissen auch unkonventionellere Raumkonzepte mit offenen Küchen und Wohn-Essbereichen realisieren und mit dem differenzierten Angebot von 170 Wohnungen im sanierten Altbau eine vielfältige und lebendige Nachbarschaft ansprechen. Alle Räume sind durchgängig mit Parkett und hochwertigem Feinsteinzeug ausgestattet. Jede Wohnung hat einen Balkon, die Wohnungen im Erdgeschoss haben, je nach Lage, außerdem auch einen direkten Zugang zu einem kleinen privaten Garten. Militärischer Drill und Uniform sind hier längst Geschichte. Aus der Kaserne ist ein charmantes grünes Quartier voller Leben geworden.

Projektteam