Kaiser Hof
Das feine Bürohaus ist ein Kind unserer Zeit, der Name ein leichtes Augenzwinkern
  • Ort
    Köln
  • Objekt
    Neubau Bürogebäude, Showroom und Gastronomie
  • Bauherrin
    Art-Invest Real Estate
  • Entwurfsverfasser
    Caspar Schmitz-Morkramer
  • Bauzeit
    2015–2019
  • Leistungsphasen
    1–4, 5 (Leitdetails)
  • Brutto-Grundfläche (oi/ui)
    13.960 m²/5.770 m²
  • TGA
    Bähr Ingenieure
  • Tragwerksplanung
    AWD
  • Brandschutzplanung
    Rodermann
  • Freiraumplanung
    club L94
  • Ausführungsplanung
    Architektur Graf und Graf
  • Auszeichnungen
    Iconic Awards 2020;
    German Design Award 2021
  • Fotos
    HGEsch
  • Dieses Projekt stammt aus der gemeinsamen Zeit von meyerschmitzmorkramer.

Nicht jede Bestandsimmobilie hat des Potential zum Weiterbauen. So bestätigte eine Machbarkeitsstudie dem 1969 errichteten düsteren Kopfbau eines denkmalgeschützten Büroensembles am Kaiser-Wilhelm-Ring eine ungenügende Eignung zur Transformation. An seiner Stelle steht seit 2019 der Kaiser Hof, ein lebendiger Bürostandort, mit dem die frühere Rückseite zur Front wird. Die konsequent und nahtlos von der Schwelle bis zur Attika an drei Seiten mit runden Ecken um den Neubau gezogene markante Fassade gibt ihm die Erscheinung eines Solitärs, doch fügt sich seine Kubatur im Sinne eines Stadtbausteins harmonisch in die gewachsene Nachbarschaft ein. Zwischen den schmuckvollen Gründerzeitblöcken, in denen oft pragmatische Nachkriegsbauten Lücken geschlossen haben und den großen Gesten, mit denen der gegenüberliegende MediaPark vom Zeitgeist der 90er Jahre berichtet, steht der Kaiser Hof bemerkenswert ruhig da.

Die Stadt im Blick

Wer auf einer der sechs Büroetagen arbeitet, blickt ins Grüne, durch die lichten Kronen der Bäume auf dem neu angelegten Vorplatz, der die urbane Natur am Saum des Mediaparks aufnimmt und an die flankierenden Alleen weiterleitet. Oder der Blick fällt in den lichten Innenhof, den das Bürohaus mit seiner C-Form umfasst. Als Teil der Bürolandschaft bietet er einen einladend möblierten geschützten Freiraum für Informelles und Erholsames. Das oberste Geschoss, als Staffelgeschoss eingerückt, entzieht sich der Wahrnehmung der Passanten, allein sein filigran auskragendes Dach, das die gerundeten Gebäudeecken nachzeichnet, kragt umlaufend grade so dezent heraus, dass es den Baukörper schlüssig abschließt. Und, wenn man es so sehen will, ist dies eine kleine Reverence an die Eleganz der 50er Jahre, die auch heute noch an einigen Stellen der Kölner Ringe zu entdecken ist. Auch hier oben gibt es Büroräume, in den beiden Köpfen liegen die Bibliothek und ein Schulungsraum, beide öffnen sich auf eine Dachterrasse, die, so gefällt es in Köln, natürlich den Dom im Blick hat.

Haus in Bewegung

Es ist die Fassade, die den Kaiser Hof prägt. Das Bild scheint einfach, in schmalen Bändern, die die Geschosse nachzeichnen stehen in dichter gleichmäßiger Taktung vertikale Elemente. Hinter dieser hellen, fast netzartig wirkenden Struktur treten die eigentlichen Fensterflächen, in dunkle Rahmen gefasst, effektvoll zurück. Tags wirkt das große Ganze, bei Dunkelheit wird es zum Leuchtkörper, der fein dosiert Einblicke in sein geschäftiges Innenleben erlaubt. Aus der Nähe betrachtet, spielt die Form der vertikal stehenden Faserbetonelemente mit der Idee, hier sei etwas in Bewegung. Sie sind nicht plan wie die horizontal umlaufenden Bänder, sondern mit leichter Asymmetrie geschwungen spitz zulaufend entworfen, so dass sich mit wechselndem Standpunkt und Lichteinfall ein feines Spiel mit Schatten und räumlicher Tiefe entwickelt. All das ist möglich, weil wir mit dem Hersteller eine diesen Ansprüchen entsprechende Rezeptur entwickelt haben und weil jedes Element von Hand aufgehängt und justiert wurde. Auch so kann Handwerk heute aussehen.

Kaiserliches Understatement

Die Innenräume des Kaiserhofs sind mit hochwertigen und langlebigen Materialien ausgestattet. Die Fensterrahmen, außen Aluminium, innen Eichenholz erzeugen einen warmen Grundton, der Terrazzo in den Lobbys zitiert das Material der Fassade. Ein feines Detail sind hier auch die in Preußischblau gestrichenen Deckenuntersichten – Kaiserliches, das nicht goldglänzen muss, um zu wirken. Das Multi-Tennant-Gebäude bietet 17.900 Quadratmeter BGF und verfügt über zwei Adressen für die Mieter:innen und die Eventflächen. In Ergänzung zu der innerstädtisch guten ÖPNV Anbindung gibt es eine dreigeschossige Tiefgarage mit Stellplätzen und Ladestationen, damit der Straßenraum der umliegenden Quartiere nicht unter dem ruhenden Verkehr zu leiden hat. Natürlich haben wir uns über die Auszeichnung mit dem Iconic Design Award 2020 und dem German Design Award Special 2021 für den Kaiserhof gefreut, sehr glücklich sind wir aber auch darüber, dass unser eigenes Büro seit dem Sommer 2019 die vierte Etage bezogen hat und nun die eignen Büroräume als lebendige Visitenkarte nutzen kann.

Projektteam