Grand­ho­tel Pe­ters­berg
Ein Schaustück bundesdeutscher Geschichte hat Platz in unserer Zeit gefunden
  • Ort
    Königswinter
  • Objekt
    Modernisierung eines Hotels mit Tagungsbereich
  • Bauherrin
    Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA)
  • Entwurfsverfasser
    Caspar Schmitz-Morkramer
  • Planungs- und Bauzeit
    2015–2019
  • Leistungsphasen
    3–8
  • Brutto-Grundfläche (oi/ui)
    21.000 m²/1.000 m²
  • Interior Design
    Bollinger + Fehling Architekten; Project Orange, London
  • Fotos
    Lioba Schneider; HGEsch
  • Dieses Projekt stammt aus der gemeinsamen Zeit von meyerschmitzmorkramer.

Das Siebengebirge ist aus Bonner Sicht betrachtet eine zauberhafte rheinromantische Kulisse, die sich hinter der langsam dichter werdenden Skyline der Bundesstadt erhebt. Sagenumwoben ist der Drachenfels, aber auch der Petersberg und das Hotel auf seinem gut 335 Meter hoch gelegenen Plateau erzählen Geschichten von Adenauer, Breschnew und Elisabeth II, sie wurden zu Namensgebern für das Petersberger Abkommen (1949) und den Petersberger Klimadialog (seit 2009). In den Fünfziger Jahren hatte die Bundesregierung das Hotel zur Unterbringung ihrer Staatsgäste angemietet, für den Betreiber ein unrentables Modell, er gab auf, das Haus verfiel bis der Bund es 1979 erwarb und gut zehn Jahre später als Gästehaus der Bundesrepublik mit einer fast vollständig neu gebauten mehrflügeligen Anlage wiedereröffnete. Das Grandhotel mit Tagungs- und Veranstaltungssälen wurde von der Steigenberger Kette betrieben, wer wollte, konnte hier auch privat übernachten. Doch mit dem Beschluss des Umzugs der Bundesregierung nach Berlin blickte der Petersberg, genau wie die Stadt Bonn, plötzlich in eine unsichere Zukunft. Die Idee, sich als internationale Kongressstadt und Sitz der UN zu profilieren, bot eine Perspektive, zahlreiche Bundesbauten fanden eine angemessene und wirtschaftliche Nachnutzung. In der Erwartung, dass auch das Gästehaus Petersberg von den zahlreichen internationalen Gästen und dem weiterhin großen Bedarf repräsentativer Flächen profitieren könnte, entschied die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) 2014 35 Millionen Euro in eine umfassende Modernisierung zu investieren.

Neues im Glanz alter Zeiten

Die Modernisierung vom Gästehaus zum Grandhotel wurde im laufenden Betrieb als luxuriöses Boutique-Hotel durchgeführt. Um den Hotelbetrieb in Zukunft wirtschaftlich zu machen, musste die Zimmerkapazität von 99 auf 112 erhöht werden. Raum dafür konnten wir zum Beispiel in den ehemaligen Büros des BKA finden, in einigen der den Suiten zuschaltbaren Salons und in dem Bereich, der durch die Verkleinerung der Staatsempfangsküche frei geworden ist. Aus Angst vor terroristischen Übergriffen gab es im Hotel kaum Fluchtwege, hier haben wir – ebenso wie für den Brandschutz – ein vollständig neues Konzept erarbeitet. Teil der Modernisierung war es auch, einige Zimmer barrierefrei zu gestalten, die Haus- und Klimatechnik zukunftsfähig zu machen und den Fitness- und Spabereich, der ursprünglich nur für die Nutzung durch jeweils einen Staatsgast geplant war, zu vergrößern und für den Betrieb in einem Luxushotel einzurichten. Große Teile der Ausstattung, die Antiquitäten, Gemälde und Skulpturen sind Leihgaben der Bundesländer. Sie wurden aufgearbeitet und in das neue Interieur der Säle und Salons integriert. Mit eigenem Standesamt und kleiner Wallfahrtskapelle konnte sich der Petersberg sogar als Hochzeitslocation etablieren. In der sanierten Rotunde findet ein vielfältiges Kulturprogramm mit Konzerten und Ausstellungen statt, von dem nicht nur die Besucher:innen der Tagungen und Kongresse profitieren, das Interesse am Petersberg wird damit immer wieder neu geweckt.

Bratwurst und Champagner

Dass hier etwas ganz Neues beginnt, und dass Luxus und eine gewisse Bodenständigkeit sich nicht ausschließen, zeigte sich schon im Frühjahr 2016, als der von uns modernisierte Biergarten eröffnet wurde. Auf der Rheinpanoramaterrasse gibt es unter den charakteristischen Kopflinden 300 Plätze. Schwellenangst muss hier niemand haben, Wanderer können ihre eigene Brotzeit mitbringen und sich an dem von uns im Stil der für das Siebengebirge typischen Milchhäuschen entworfenen Pavillon Getränke, aber auch Bratwurst und Leberkässemmeln dazukaufen. Auf der Hotelterrasse wird Kaffee und Kuchen stilvoll am gedeckten Tisch serviert. Das Steigenberger Grandhotel Petersberg, schätzt die gute Mischung seiner Gäste. Unter der Woche bilden Tagungen und Kongresse das Kerngeschäft, die Gäste sind Delegationen der UN oder Geschäftsreisende, am Wochenende kommen Reisende aus dem In- und Ausland, um diesen wichtigen Schauplatz bundesdeutscher Geschichte zu erleben.

Projektteam
  • Harald Bender
  • Can Birkal
  • Alexander Debudaj
  • Kala Dokubo
  • Mariana Florian
  • Roland Hinz
  • Felix Roeder
  • Katrina Brandl
  • Maria Urban